Deutschlands überraschende Energiewende-Chance

 

Ein unerwarteter Verbündeter

Mit der erneuten Amtseinführung von Donald Trump als US-Präsident am 20. Januar hat sich das weltweite Energiegefüge erneut verschoben. Für Deutschland könnte dies eine unverhoffte Chance bieten, die stagnierende Energiewende aus der Sackgasse zu holen – vorausgesetzt, man handelt pragmatisch und lässt ideologische Fixierungen hinter sich.

Blauer Wasserstoff statt grüne Utopien

Die deutsche Energiebranche traf sich in Berlin auf dem „Energie-Gipfel“ des Handelsblatts, während in den USA ein Präsident seine zweite Amtszeit begann, der fossile Energien offen befürwortet. Statt in Alarmismus zu verfallen, erkannten Experten und Branchenvertreter eine neue Möglichkeit: Die massive Ausweitung der US-amerikanischen Gas- und Ölproduktion könnte Deutschland den Zugang zu billigem Erdgas erleichtern – und damit die Tür für die Produktion von blauem Wasserstoff öffnen.

Michael Lewis, Vorstandschef des Gasriesen Uniper, brachte es auf den Punkt: „Trump will mehr Erdgas verkaufen. Wir sollten darauf reagieren und stärker auf blauen statt grünen Wasserstoff setzen.“ Ähnlich äußerte sich Veronika Grimm, Wirtschaftsweise und Professorin an der Universität Erlangen-Nürnberg: „Blauer Wasserstoff ist günstiger und könnte Unternehmen dazu bewegen, in Deutschland zu bleiben, anstatt abzuwandern.“

Die Probleme der deutschen Energiewende

Die deutsche Energiepolitik, geprägt von grünen Ideologien, hat sich bislang fast ausschließlich auf grünen Wasserstoff konzentriert. Dieser wird mittels Elektrolyse unter Einsatz von Ökostrom hergestellt, ist jedoch drei- bis fünfmal teurer als Wasserstoff aus Erdgas. Gleichzeitig bleibt der Ausbau der Elektrolyse-Kapazitäten weit hinter den Zielvorgaben zurück: Von den angestrebten 10 Gigawatt bis 2030 ist Deutschland meilenweit entfernt.

Blauer Wasserstoff, der durch die Aufspaltung von Erdgas entsteht und das dabei entstehende CO₂ mithilfe von CCS-Technologien speichert, könnte hier eine praktikable und klimaneutrale Alternative sein. Doch die bisherigen politischen Rahmenbedingungen blockierten diese Lösung zugunsten der unrealistischen Fokussierung auf grünen Wasserstoff.

Trump als Katalysator einer neuen Strategie

Die geplanten Exporte von günstigem US-Erdgas könnten der deutschen Industrie eine dringend benötigte Atempause verschaffen. Während grüner Wasserstoff sich derzeit als wirtschaftlich nicht tragfähig erweist, bietet blauer Wasserstoff die Chance, schnell eine neue Infrastruktur aufzubauen und so die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren.

Norwegen hat bereits signalisiert, blauen Wasserstoff nach Deutschland exportieren zu wollen. Doch ideologische Barrieren der vergangenen Jahre haben diese Möglichkeit bisher blockiert. Sollte die Politik künftig pragmatischer agieren, könnte Deutschland die Flucht zahlreicher Industriebetriebe ins Ausland verhindern und gleichzeitig Klimaziele realistischer verfolgen.

Pragmatismus statt Perfektionismus

Veronika Grimm brachte die zentrale Botschaft auf den Punkt: „Wir müssen weg vom Perfektionismus und hin zu guten Lösungen.“ Sollte sich die Bundesregierung endlich für blauen Wasserstoff öffnen, wäre ein großer Schritt für die deutsche Energiewende getan. Trump, so ironisch es klingt, könnte als Lieferant billigen Gases tatsächlich helfen, die deutschen Klimaziele zu erreichen – allerdings auf pragmatische und nicht ideologisch überladene Weise.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) äußerte sich skeptisch über die wachsende Abhängigkeit von US-amerikanischem LNG, betonte jedoch, dass der Bedarf an Energieimporten weiterhin hoch sei. Angesichts der Herausforderungen bleibt die Frage, ob die nächste Bundesregierung den Mut hat, auch unkonventionelle Wege zu beschreiten.

 

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